Historie von Filz

Beitrag des damaligen Ortsbürgermeisters von Filz, Richard Hieronimus aus dem Jahr 1993 zur Festschrift für die Feier „800 Jahre Wollmerath“

Filz ist mit z.Zt. 120 Einwohnern drittkleinste Gemeinde im Kreis Cochem-Zell. Der Ort liegt an der Landstraße 102 zwischen Lutzerath und Ulmen und beeindruckt durch seine wunderbare Lage. Er liegt 460 Meter über NN auf einem Plateau, von dem man weit in die Eifel blicken kann. Der Blick streift über die Gemarkungen von Winkel, Gillenfeld, Demerath, Steineberg und Gefell im Kreis Daun. Diesseits der Kreisgrenze, die im nahegelegenen Üßbachtal verläuft, sieht man teilweise die Gemarkungen von Ulmen, Auderath, Schmitt, Gillenbeuren, Lutzerath und Wollmerath.


Mit Wollmerath war Filz auch in der Geschichte immer eng verbunden. Um 1097 wird Velfe (Filz) erstmalig erwähnt, so 1193 als Teil der Pfarrei Wollmerode (Wollmerath). 1240 wurde das Gehöft Viltz ein Raub der Flammen. Nach einem Verzeichnis der erzbischöflichen Rechte von 1250 gehörte Vilz, wie auch die alte Mutterkirche Wollmerode zum Landkreis Kaimt. 1256 wird Filz in einer Urkunde als Vilcene benannt. 1592 wird der Hof Filz als Eberhardsgutt benannt, was später öfter vorkommt. Im Jahre 1597 geht die Herrschaft Wollmerath und somit auch Filz durch Kauf an die Familie Zarndt zu Merl.

 

1632 wird Filz abermals durch Feuer vernichtet. Durch den dreißigjährigen Krieg war alles verwüstet und verbrannt. Es wütete die Pest und sie machte reiche Ernte.

 

Die Kapelle zu Viltz war dem heiligen Nikolaus geweiht. In derselben wurde um 1570 eine Wochenmesse gehalten und dafür 3 ½ Gulden entrichtet. Der Kirchenmann ließ sich seine Dienste zudem mit Naturalien bezahlen. Die Filzer mussten 1 Malter Hafer und 2 ½ Malter Korn abliefern.

 

Die Kollation des Personats stand dem Herrn von Metzenhausen als Besitzer von Arras zu und nach dessen Tod der Ww. ein Witwengut zu Filz mit der Stiftung der Kapelle. Um 1593 besaß der Adelige Herr Anton Waltpat von Bassenheim, Domherr zu Mainz das Personat. Zu dieser Zeit wird neben dem heiligen Nikolaus auch die heilige Katharina als Patronin der Kirche erwähnt.

 

1688 wird im Distrikt Eulenbüsch ein Galgen errichtet. Er musste im Jahre 1754 durch einen neuen Galgen ersetzt werden. Dieser war der letzte seiner Art und stand bis zum Jahr 1789.

 

1767 gelangt die Herrschaft Wollmerath und somit auch Filz durch Heirat in den Erbbesitz der Freiherrn von Landenberg.

 

34 Jahre später werden die Lehnsgüter freies und vererbliches Eigentum. Im Jahr 1730 wird in Filz eine neue Kapelle erbaut. In einer kurfürstlichen Zehntordnung von 1751 werden von 15 Artikeln zuerst Grundbieren (Kartoffeln), Murren (Möhren) und Rueben erwähnt.

1890 wird die Kapelle in Filz erneuert.

 

Im ersten Weltkrieg 1914 - 1918 mußte die Glocke aus der Kapelle zu Kriegszwecken abgegeben werden. Auch bei den Einwohnern forderte der Krieg mit acht Gefallenen seinen Tribut.

 

Im Jahr 1927 fand in Filz eine feierliche Weihe von zwei Glocken statt. Die beiden Glocken wurden von der Firma Mabilou und Cie aus Saarburg geliefert. Sie wurden im Kriegsjahr 1943 vom Staat abgeholt und sind nicht, wie teilweise in anderen Gemeinden, nach dem Krieg wieder aufgefunden worden.

 

Laut Gemeindestammbuch hat Filz im Jahr 1922 90 Einwohner. Zu diesem Zeitpunkt hält auch die Technik so langsam Einzug in die kleineren Orte. So erhält Filz 1921 ein Telefon, 1923 elektrisches Licht und 1927 eine zentrale Wasserleitung.

 

Das 1928 eingeleitete Zusammenlegungsverfahren konnte mit der Planzuteilung 1932 beendet werden.

 

Der Zweite Weltkrieg machte sich in Filz schon frühzeitig bemerkbar. Eine Flakstellung mit vier Gefechtsstellungen, einem Beobachtungsstand, zwei Munitionsschuppen und vier Mannschaftshäusern sowie die nötigen Straßen dazu wurden 1938-1939 durch Firmen und in der Hauptsache vom damaligen Arbeitsdienst gebaut und kurz nach Fertigstellung von einer Heeres-Flakeinheit (8,8 Flak) bezogen. Diese, wie auch spätere Belegschaften, kamen in Filz für Kriegszwecke nicht zum Einsatz.

 

Gegen Ende des Krieges wurden die Gebäude als Kriegsgefangenenlager genutzt. Nach dem Krieg wurden die Einrichtungen und Häuser abgerissen. Ein Haus am nördlichen Ortseingang blieb erhalten und wird auch heute noch bewohnt.

 

Im zweiten Weltkrieg von 1939 - 1945 blieb Filz im Gegensatz zu vielen Städten und Dörfern in Deutschland von alliierten Luftangriffen verschont. Eine deutsche Rakete vom Typ V 1, deren Abschußrampe an der Napoleonstraße bei Gillenbeuren stand, verfehlte ihr Ziel nach England und stürzte am 22.12.1944 in das landwirtschaftliche Anwesen von Johann Saxler. Das ganze Vieh war tot. Das Gehöft brannte aus. Bis auf kleinere Verletzungen kamen Menschen nicht zu Schaden.

 

Aus dem Krieg sind sechs junge Männer nicht mehr heimgekehrt.

 

Am 8.3.1945 wurde Filz von den Amerikanern besetzt. Vier Häuser mußten geräumt werden. Die Bewohner wurden in der Nachbarschaft untergebracht. Morgens und abends durften sie für je eine Stunde das Gehöft betreten, um das Vieh zu füttern. Von 17.00 Uhr bis 09.00 Uhr war Sperrstunde.

 

War die Ortsdurchfahrt bis zu diesem Jahr eine Kiesstraße, so wurde 1952 eine Pflasterstraße aus „Mayener Basalt“ hergestellt.

 

Da Filz von je her katholisch geprägt war, sind auch geistliche Berufe zu verzeichnen:

  • Schwester Agritia vom heiligen Josef (Elisabeth Franzen, geb. am 8.1.1903)
  • Schwester Maria Matrona, Franziskanerinnen (Franziska Simon, geb. am 15.10.1922)

 

Im März 1958 feierte Emil Brachthäuser seine Primiz. Er war geboren am 13.4.1929 in Filz und ist nach kurzer, schwerer Krankheit am 12.1.1959 verstorben.

 

Feuerwehr

Durch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr am 22.12.1966 wurde die bis dahin bestehende Pflichtfeuerwehr aufgelöst.

 

Die Gründungsmitglieder waren:

Josef Laux, Richard Hieronimus, Erwin Bungard, Peter Lehnen, Werner Franzen, Werner Lehnen, Hermann Saxler, Arthur Schäfer und Helmut Zöllner.

 

War bis dahin der Ortsbürgermeister auch Brandmeister, so wurde am 6.3.1967 Josef Laux als erster Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr gewählt und auch ernannt. Die Feuerwehr unter dem heutigen Wehrführer Manfred Saxler mit 14 aktiven Mitgliedern ist zurzeit der einzige Verein im Ort. Die Ausrichtung der Feste und Feierlichkeiten (Kirmes, Hüttenfest) übernimmt die Feuerwehr.

 

Auch bei anderen Angelegenheiten in der Gemeinde, wo junge Leute gebraucht werden, kann sich der Ortsbürgermeister auf die Feuerwehr verlassen.

 

Dem Bau des Gemeindehauses mit seinen verschiedenen Einrichtungen, Schlachthaus, Vorkühlraum, Gefrieranlage, Waschraum und Gemeindesaal 1964 folgte 1968 der Bau der Kanalisation mit Kläranlage.

 

1969 wurde die Kapelle in Filz vollständig repariert. Unter Pastor Severa wurde der Fußboden, der Turm, die Bestuhlung sowie der Innenputz und der Anstrich erneuert. Ein Altar, der aus einer Kirche im Hunsrück stammt, wurde renoviert und aufgestellt. Ein elektrisches Geläut und eine neue Glocke bekam die Kapelle 1978.

 

1991 wurde die Kapelle durch Trockenlegung, neuen Außenputz und Dacherneuerung saniert. Sie bekam ebenfalls eine neue Tür.

Seit Jahrhunderten ist Filz landwirtschaftlich geprägt. Jedoch ist schon seit vielen Jahren die Landwirtschaft rückläufig, wie überall in Deutschland.

 

Gab es in Filz 1960 noch 18 landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung, so sind es heute gerade noch drei. Ein Teil der Erwerbstätigen in Filz arbeitet auf dem nahegelegenen Flugplatz Büchel. Andere pendeln in umliegende Orte und Städte. Außerdem ist in Filz ein Gartengestaltungsunternehmen ansässig.

 

Die schweren Stürme 1984 und 1989 haben große Schäden im Wald angerichtet. Ca. 8.000 Festmeter Windwurf, fast ausschließlich Fichten, konnten durch die Vielzahl der Angebote nur teilweise und zu stark verminderten Preisen verkauft werden (durchschnittlicher jährlicher Einschlag 250 bis 300 Festmeter). Dadurch wurde auch der Gemeindehaushalt stark in Mitleidenschaft gezogen.

 

Die Zuwanderung von Russlanddeutschen macht sich auch in Filz bemerkbar. Ältere, z.T. leer stehende Bauernhäuser werden wieder bewohnt. Die Einwohnerzahl ist in zwei Jahren um ca. 30 Personen gestiegen.

 

Arbeitslose gibt es in Filz z.Zt. nicht, so daß man mit der allgemeinen Situation zufrieden ist.

 

Dieser kurze Überblick über Jahrhunderte wurde von mir anlässlich der Achthundertjahrfeier in Wollmerath zusammengefasst. Wie eingangs erwähnt, ist Filz auch heute noch Filialort der Pfarrei Wollmerath und nimmt Anteil an der Gestaltung und Ausführung der Feier.

 

Ich wünsche diesem Feste einen guten Verlauf und unserer Pfarrgemeinde weiterhin eine gute und friedvolle Zusammenarbeit.

 

Hieronimus

(Ortsbürgermeister)