Brauchtum

Von den vielen Bräuchen, die es ehemals in den Eifeldörfern gab, sind einige mit der Neuzeit (leider) verschwunden.


Die noch bei uns erhaltenen bzw. wiederbelebten möchten wir hier kurz vorstellen.


Das Klappern

"Die Glocken fliegen nach Rom.", sagten die Alten, wenn es auf Ostern zuging. Daher musste das Glockengeläut durch das "Klappern" ersetzt werden.


Ab Gründonnerstag geht die Dorfjugend dreimal pro Tag mit den Rasseln und Kläppern durchs Dorf und verkündet die Tageszeit.

Das Klappern
Das Klappern

Gründonnerstag. Die Gläubigen feiern das Abendmahl. Der Pfarrer stimmt das Gloria an. Nun läuten nochmals feierlich alle Glocken. Dann schweigen sie bis zum Ostersonntag.

 

Von jetzt an übernehmen die Kinder die Ankündigung der Gottesdienste. Rasselnd zieht ihre Schar durch den Ort zur Zeit der Morgen-, Mittags- und Abendglocke.


Ruf und Rasseln wechseln auf Kommando der Ältesten alle paar Meter ab.

 

Am Morgen rufen sie:
"Bäätglook!"

Mittags rufen sie:
"Mettdaach, Honnekraach, bes sunndisch ess jo Uustadaach, daa hätte ma jär die eier jebaach, heppt dä Hoas, danzt dä Hoas, laacht dä Häär dat see ma jär!"

und abends wieder:
"Bäätglook!"

 

Früher fand am Karfreitagabend eine Rosenkranzandacht statt. Um die Einwohner zur Teilnahme zu rufen, zogen die Kinder dreimal durch das Dorf und riefen dabei:

  • beim ersten Rundgang: "Eeschtemool Andaacht"
  • 10 Minuten später: "Zweitemool Andaacht"
  • weitere 10 Minuten später: "Ze hoof. Bär net nooh kitt dä loof. Zesomme. Bär et letzt kitt dä moos sich schomme!".

 

Am Samstag ziehen die Kinder dann mit einem Korb durchs Dorf, von Haus zu Haus. Sie heischen ihren Lohn für das Rasseln: Eier, Süßigkeiten oder Geld. Am Ende wird alles gleichmäßig verteilt.

 

Früher war das noch etwas anders:
Die Ältesten hatten das Sagen. Sie entschieden auch, wie der Lohn verteilt wurde. Wer beim Rasseln mehrmals fehlte, erhielt weniger. Das ging nicht immer ohne Auseinandersetzungen ab. Den Löwenanteil sicherten sich die Ältesten. Das war überkommenes Recht. Im kommenden Jahr ging der große Segen dann auf andere über.


Erster Mai

Die Nacht zum ersten Mai gilt von alters her als "Hexennacht". Hexen treiben da ihr Unwesen. Heute gibt es nur sehr wenige Leute, die an Hexenkünste glauben, und kaum ein Bauer wird, der Gepflogenheiten seiner Vorfahren folgend, am ersten Mai in den Kuhstall gehen und das Vieh mit Weihwasser besprengen.

Alte Leute berichten auch folgenden Brauch:
Am ersten Mai gelang es, einen Zauberstock zu schneiden, mit dem man jedermann unbemerkt verprügeln konnte. Der Stock musste mit einem einzigen Schnitt im Rücken geschnitten werden. Geblieben bis auf den heutigen Tag ist jedoch der Brauch, einen Maibaum zu errichten. Der Baum wurde im Laufe der kommenden Wochen verkauft, und der Erlös von den Jungen in der Gastwirtschaft verzehrt. Früher dauerte das Aufrichten des Maibaumes - je nach Höhe und Umfang - oft mehrere Stunden, weil keine technischen Hilfsmittel zur Verfügung standen.

 

Heute geht das mit modernen Geräten alles viel schneller. Nach Aufrichten des Maibaumes widmen sich die Burschen dem Schabernack. Türen werden ausgehängt und verschleppt, Wagenräder aus den Achsen gelöst, auch ganze Wagen in andere Ortsteile gezogen, mit Mist beladen.

1. Mai

 

Ja, man hört von den Alten sogar, dass in früherer Zeit mancher Bauer am Morgen einen mit Mist beladenen Wagen auf dem Dach seines Hauses fand. In den letzten Jahren wurden die Streiche allerdings harmloser.


Hillisch schleifen

Ein besonderes Fest bei den Junggesellen des Dorfes ist die Hillisch. Hier verabschieden sich die Junggesellen von der Braut.

Am Abend der standesamtlichen Trauung zogen die Junggesellen zum Elternhaus der Braut, um Hillisch zu schleifen. Ein vorderer Heuwagenteil wurde aufgebockt, damit die Räder sich frei drehen konnten. Heute ersetzt dies ein Eisengestell mit Rädern. An die Speichen der Räder wird eine Kette befestigt, womit das Rad dann gedreht wird. Mehrere Junggesellen ziehen kräftig an der Kette, um das Rad möglichst schnell laufen zu lassen. Ein Junggeselle hält eine rostige Sense an die Eisenbänder. Dies erzeugt dann einen durchdringend klagenden und heulenden Ton. Zwischen dem Schleifen werden Lieder wie: “Du schönste aller Schönen“ oder "Tief im Eifelland" gesungen. Anschließend gratuliert die Dorfjugend, Braut und Bräutigam. Mit dem Geheule und den Liedern bringen die Dorfjungen so ihr Elend über den Verlust einer Dorfblume zum Ausdruck. Dies kann dann nur noch durch das ‚Schmerzensgeld‘ des Bräutigams verkraftet werden. Früher wurde dann in die örtliche Kneipe gezogen. Heute wird die Hillisch mit dem Polterabend, zu dem Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen kommen, zusammen gefeiert.

 

Lied: „Du schönste aller Schönen“

Du Schönste aller Schönen, was hör‘ ich von dir?

|: Du willst dich heiraten, wie schwer fällt es dir? :|

 

Du willst dich heiraten, du schönes junges Blut,

|: ja so wirst du erfahren, was heiraten tut. :|

Bald hast du kleine Kinder, bald hast du große Not,
|: und sie schreien zum Vater: "Wir haben kein Brot!" :|

Bald hast du kein Brot, bald hast du kein Geld.
|: Ei so hörst du die schöne Trompete im Feld. :|

 

Die schöne Trompete, die schöne Schalmei;
|: Bleibe du mir mein Liebchen, ich bleibe dir treu! :|